Summer School Ticino 2024 - Neugestaltung des öffentlichen Raums vor dem Ortsmuseum in Olivone
Der Raum zwischen der Chiesa di San Martino und dem heutigen Ortsmuseum Ca da Rivöi bildete ein öffentlichen Platz, ursprünglich „Mimoir“ genannt: war der Versammlungsort der Dorfgemeinschaft, um über die Entwicklungen des Dorfes zu beraten.
Seit den 1950er Jahren, mit dem Bau von Infrastrukturen wie dem Kindergarten, den Grundschulen im Jahr 1964, der Umwandlung des alten Bauernhaus in ein ethnografisches Museum im Jahr 1969 und dessen Erweiterung im Jahr 2000 hat sich ein immer wichtigeres Vis-à-vis zwischen der Kirche und diesen neuen öffentlichen Funktionen gebildet.
Der Strassenraum ist heute nichts mehr als Verkehrsinfrastruktur für die Autos. Die schlechte Sicht in der Kurve und der unterbrochene Bürgersteig machen das Überqueren der Straße für Fußgänger gefährlich.
Das Projekt schlägt vor, einen Treffpunkt zwischen dem Schulgelände, dem Museum und der Kirche neu zu gestalten, durch die transformation des Strassenbelags nach der Logik des taktischen Urbanismus wird die Geschwindigkeit des Verkehrs reduziert.
Der Museumsvorplatz bekommt einen Brunnen, welcher das Meteorwasser fasst und dieses durch einen Kanal zum neuen Regengarten vor dem Erweiterungsbau führt. Der mittige Gartenraum wird durch eine neue Wegführung öffentlich sichtbar.
tutors Alessio De Gottardi, Achille Pata, David Moser and Lian Liana Stähelin
mit Elena Cuzzelli, Lea Cozzio, Philipp Scheidegger, Hussain Anwar Wanas, Jason Schweizer, Richard Schmassmann, Sahra Strizzolo, Sven Leuenbarger
Summerschool Ticino organisiert von I2a Istituto internazionale d’architettura
in Kollaboration mit HSLU Hochschule Luzern
Der Umbau der Enothek ist das Herzstück einer Transformation, bei der die räumliche Disposition auf die neuen Herausforderungen des Weinguts angepasst wird.
Die 1950 gegründete Weinkellerei durchlief eine Phase der schrittweisen Expansion, in der sie je nach Bedarf und ohne umfassende langfristige Planung um zusätzliche Einrichtungen erweitert wurde. Die Umstrukturierung ermöglicht es, das Lager auf einer Ebene zu konzentrieren, was die betriebliche Effizienz verbessert, und den Weinkeller in den Innenhof zu verlegen, um den Garten aufzuwerten und einen grosszügigen Aussenbereich zu schaffen.
Die Nähe zu den Menschen, dem Projekt und der Umgebung hat es uns ermöglicht, genauer hinzuschauen, den Ort zu erleben. Wir lernten die lokalen Handwerker kennen und arbeiteten mit ihnen zusammen. Wir waren kein Architekturbüro als externes Organ, sondern ein integraler Teil des Alltags auf der Baustelle. So liessen sich untypische Arbeitsabläufe etablieren und wir konnten mit lokalen Materialien arbeiten: Sand der Gletschersandgrube, Sumpfkalk und Hanfbausteine aus der Umgebung. Praktisch den gesamten Abbruch haben wir wiederverwendet. Aus den alten Zwischenböden und der Einrichtung der Weinhandlung entstanden neue Regale, Wände und Tische.
Wir behaupten, dass die Geschichte in den Materialien spürbar ist und Oberflächen, die Patina sowie die Spuren der Handarbeit etwas ausstrahlen, was vielleicht aus der Mode gekommen ist, aber jeden Grund hat, wieder zurückzukehren.
Alessio De Gottardi, Béla Dalcher, David Moser, Dzulija Jakimovska, Lian Liana Stähelin e Matthias Müller Klug
mit Dario Bianchi, Roger Messerli, Grace Prince und Luca Locatelli
Bauphysik Jordan Kuoto
Lichtplanung Lucespazio
Beratung Nachhaltigkeit Trebogea
Unternehmen Nembrini & Co. SA, Color Project S.R.L, Molteni & Co. SA, Tarcisio Rossi Sagl, Crotta Elia Sagl, Munari SA, Conti falegnameria
Seit Anfang 2023 arbeiten zahlreiche Kunst- und Kulturschaffende im denkmalgeschützten Zeughaus 4 auf dem Zürcher Kasernenareal. Mit dem Wegzug der Kantonspolizei wurde das Areal öffentlich zugänglich und wird bis 2026 zwischengenutzt. Von Januar–Mai 2023 schuf das Architekturkollektiv squadra im Obergeschoss des Zeughauses Arbeitsräume für den Verein Maison Shift. Die Räume dienen als Austausch- und Begegnungsort für Modeschaffende, die den Wandel zu einer nachhaltigen Textilbranche antreiben.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist in den von den Architekt:innen im Selbstbau ausgeführten Planungs- und Bauprozess eingeflossen, der auch die Flexibilität und die konsequente Wiederverwendung von Bauteilen ermöglicht hat. Materialien, die bereits vor Ort vorhanden waren, wurden neu eingesetzt: Die Platten der alten Schiessanlage dienen als Regalböden und Theken. Ehemalige Pneu-Lagerregale wurden zu Wänden und Möbeln. Sämtliche Bauteile können wieder ausgebaut und weitergegeben werden.
Alessio De Gottardi, David Moser, Lian Liana Stähelin, Luca Bazelli und Thierry Vuattoux
mit Andrea De Gottardi, Ella Eßlinger, Grace Oberholzer, Jasper Engelhardt, Julian Märkel, Norma Clematide, Romain Iff und Sophie Keel
Fotos: Alessio De Gottardi, David Schönen und Luca Bazelli
für Verein Maison Shift
Die Badenerstrasse ist eine rund fünf Kilometer lange Strasse im Westen von Zürich. Heute zeugt dieser Korridor von dem Leben und der Aktivität, die ihn seit jeher geprägt haben. Doch trotz der ihr innewohnenden Lebendigkeit lässt die tatsächliche räumliche Qualität und Gestaltung dieses Korridors zu wünschen übrig. Für Radfahrer und Pendler ist es gleichermaßen schwierig, sich in diesem Gebiet zurechtzufinden, da die Radwege unterbrochen sind. Das Trasformationsprinzip schafft ein grünes Netz von Fahrradwegen mit hoher Kapazität, die verschiedene Stadtteile miteinander verbinden. Die Bäume kühlen die Straßentemperaturen in der heißen Jahreszeit, fördern die Artenvielfalt und bieten auch bei Regen Schutz. Kreuzungspunkte mit langsamer Geschwindigkeit ermöglichen die Kreuzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Fahrradspuren mit einem reduzierten motorisierten Individualverkehr. Die Kreuzungspunkte sind so klein wie möglich gehalten und folgen den Formen der minimalen Kurve, während gleichzeitig Platz für spezielle Parkplätze für Lieferfahrzeuge geschaffen wird.
Alessio De Gottardi
Testplanung in Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative "E-Bike-City": Designing sustainable streets initiative (D-BAUG)" im Rahmen von DAS ETH in Raumplanung 2023: Prof. Dr. Kay W. Axhausen / Verkehrs- und Transportplanung mit Clarissa Livingston
Teil des Open Call von Umverkehr Crowdplanning "für ein grünes Zürich"
Der Gebäudekomplex des Château de Dompierre verlor seine Funktion als landwirtschaftliches Siedlung im XX Jahrhundert. Das Projekt besteht aus gezielten Eingriffen in die bestehenden Gebäude und ihre Umgebung. Ziel ist es das ökologische Gleichgewicht, das auf diesem Grundstück herrschte, wiederherstellen und die Anlage durch verschiedene, sich ergänzende Nutzungen wiederzubeleben: die Ausübung der Permakultur, die Schaffung eines Raumes des Austausch, in dem Konferenzen und Workshops im Natur organisiert werden können, sowie Musik- und Kunstresidenzen.
Alessio De Gottardi und A.A Architecte Associe
mit Dzujlia Jakimovska, Vasco Medici, Magdalena Talarczyk, Matteo Motorselli, Permakulturdesign: Andrej Steinauer und Sereina Stähli
Das Landhaus in Châtillon wurde im 18. Jahrhundert als erstes Gebäude des Orts gebaut. Es verkörpert die traditionelle ländliche Architektur seiner Zeit und ist typisch für die Region. Fassade und Dach sind im Inventar des Denkmalschutz Kanton Fribourg.
Bis in die Siebzigerjahre wurde es von einer alten Dame mit ihren Ziegen bewohnt. Diese wärmten vom Keller aus das Haus auf. Der Wohnraum bestand aus einer Küche, einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Das Dachgeschoss mit seinem Krüppelwalmdach diente als Heulager und Trocknungsraum und war mit einer Treppe von aussen erschlossen.
Seither wird das Haus als Wochenenddomizil der Eigentümerfamilie aus Basel genutzt. Der Innenausbau sollte das Haus wohnlicher machen, den Dachstuhl erschliessen und das Gebäude langfristig erhalten. Die Holzfassade im Dachgeschoss ist als Fensterladen demontierbar. Die äussere Erscheinung des Gebäudes wird so gänzlich beibehalten. Für den Umbau wurde mit traditionellen Materialen des Ortes gearbeitet.
Matthias Müller Klug
mit Lucas Vidensky und Alessio de Gottardi
Der Umbau war ein Balanceakt zwischen einer geteilten Vision und der Notwendigkeit, immer wieder auf die vorgefundene Substanz zu reagieren. Gemeinsam mit lokalen Handwerkern, vielen Freunden und Studenten, die praktische Bauerfahrung sammeln wollten, bauten wir die Casa Giuseppina über vier Sommer um.
Die vielen beteiligten Menschen beleben nun das Haus. Wir sind im Dialog, wie mit weiteren benachbarten verfallenen Häusern umgegangen werden kann und auf welche Weise wir einen Beitrag zum Erhalt der Siedlung leisten können.
Lian Liana Stähelin, Isabel Lehn-Blazejczak und Florian Stieger
mit Ljubica Arsic, Caspar Bultmann, Jonas Butscher, Gülsah Canli, Olivia Leah Eckell, Jasper Engelhardt, Carlo Erzinger, Valeria Falletta, Daniel Fuchs, Kathrin Füglister, Cindy Gloggner, Agustin Jacky, Sarah Jacky, Jonas Jakob, Radovan Jovicic, Nora Klinger, Cédric Moser, David Moser, Tizian Naterop, Anna Schudel, Moritz Schudel, Marie Seeger, Sarah Silbernagel, Jonas Stähelin, Peter Stieger, Michele Tortelli and Raphael Ziltener.
Fotos: Dario Bosio und Pierre Marmy
‹S AY - swiss architecture yearbook 2023›, nominiert für Publikation und Ausstellung von der Stiftung Architektur Schweiz und dem SAM
Das Dorf Mosogno di Sotto liegt fernab der Strasse und zählt mehr Häuser als Einwohner. Losgelöst vom mittelalterlichen Dorfkern steht die ehemalige Mühle: die ‹Casetta›.
Zusammen mit vielen Freunden und lokalen Handwerkern wurden die verlassenen Gemäuer zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut, in dem man mit den Jahreszeiten lebt. Der Bauprozess war ein Balanceakt. Sämtliche Baumaterialien mussten zu Fuss hinuntergetragen oder mit dem Helikopter eingeflogen werden. Die ständige Präsenz vor Ort erlaubte es, laufend Anpassungen an die vorgefundene Bausubstanz vorzunehmen und nicht dringend zu ersetzenden Bauteile in den Umbau einzubeziehen. Ins Dorf gebracht wurde nur das Notwendigste.
Luca Bazelli und Lian Liana Stähelin
mit David Moser, Grace Oberholzer, Alessio De Gottardi, Jasper Engelhardt , Kaspar Looser, Béla Dalcher, Matthias Müller Klug, Cédric Moser, Sami Zattal, Jakub Dworak, Jonathan Egli, Florian Stieger und Isabel Lehn-Blazejczak
Fotos: Dario Bosio und Pierre Marmy
‹Schweizer Preis für Putz und Farbe›, Silber in der Kategorie Innenraumgestaltung
‹S AY - swiss architecture yearbook 2023›, nominiert für Publikation und Ausstellung von der Stiftung Architektur Schweiz und dem SAM
Das Kulturlokal Schwarzer Peter ist ein nichtkommerzieller, inklusiver Kreativ- und Begegnungsort vom Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter auf dem Lysbüchelareal in Basel. Das Kulturlokal wird gemeinsam mit den BesucherInnen vom Schwarzen Peter und ehrenamtlich engagierten Kunst- und Musikschaffenden ganzjährlich partizipativ betrieben. Es werden kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Konzerte und Workshops angeboten. Das gesamte Angebot kann vom Klientel der Gassenarbeit und allen Interessierten kostenlos genutzt werden.
Das Kulturlokal ist als temporärer Modulbau aus Holz- und Schiffscontainern konzipiert. Die Elemente sind einfach demontierbar und für die Grösse von Lastwagen dimensioniert, damit der Bau in Zukunft einfach auf andere Brachen verschoben werden kann. Die Fenster und Türen stammen aus Abrissgebäuden und dank wiederverwendbaren Schraubenfundamenten fällt kein Bauschutt an.
Matthias Müller Klug und Lian Liana Stähelin
in Zusammenarbeit mit Vesna Petrovic, Kevin Peterhans, Willi Moch, Naima Heim
für den Verein für Gassenarbeit Schwarzer Peter, Stefanie Twerdy
Seit mehr als 80 Jahren ist der Bauernhof Colombera Teil der Landwirtschaft der Magadinoebene. Wir wurden beauftragt, einen Überblick über den Gebäudekomplex zu erarbeiten, um eine strategische Planung zwischen allen künftigen Eingriffen zu gewährleisten: die Renovation des Bauernhauses und Agrotourismusgebäudes, die Sanierung und Erweiterung der Käserei.
Das Haus, das als Wohnsitz für die Bauernfamilie dient, wird immer unzureichender, um den Bedürfnissen für eine wachsende Familie nach Platz und Komfort gerecht zu werden. Um dafür zu sorgen, dass die zukünftigen Generationen am Standort bleiben, hat sich der Bauernhof Colombera ein Projekt zur Modernisierung und Erweiterung des Wohngebäudes gewünscht, um sich nach der Arbeit besser vom Bauernbetrieb distanzieren zu können. Anstatt einen Neubau zu errichten und die jüngere Generation von der älteren zu trennen, würde erdacht, die Grenzen innerhalb des bestehenden Bauernhauses neu zu definieren. Indem Dachflächen teilweise ausgeschnitten und angehoben werden, kann der Einbau einer neuen Wohneinheit in den bestehenden Dachstock erreicht werden. Die neue Dachwohnung des Mehrgenerationenhauses lässt den Bewohnern die Möglichkeit einer flexiblen Raumaufteilung, so dass sie sich kontinuierlich an die sich ändernden Bedürfnisse anpassen kann.
Alessio De Gottardi und Luca Bazelli
Wohnraum ist nicht absolut. Er ist ein Gefäß für das Leben und wird durch das Leben, das in ihm stattfindet, beeinflusst. Er wird durch Handlungen, Möglichkeiten, Wünsche und Bedürfnisse der Bewohnenden geformt. Einen Raum zu bewohnen bedeutet, ihn zu interpretieren, ihn sich anzueignen. Die Architektur bestimmt das Verhältnis zwischen dem Teil, der physisch dauerhaft und unveränderlich ist, und dem Teil, der von denen, die in ihm leben, verändert werden kann.
Imogen Macpherson und Luca Bazelli
Unser Projekt besticht weder durch eine ausgefallene Konstruktion noch durch extravagante Materialien, es versucht vielmehr die Empathie zu vermitteln, welche der lange Aufenthalt in einer völlig fremden Gegend in uns ausgelöst hat. Wir haben dort nicht viele Menschen angetroffen, aber diese Begegnungen waren von großer Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit geprägt. Das hat uns zu diesem zurückhaltenden, aber respektvollen Entwurf geführt, der versucht, lokale Tradition und Bedürfnisse zu verbinden. Wir haben uns umgesehen und überlegt, was wirklich gebraucht wird und welche Materialien verfügbar sind. Das Leder stammt von einem verunglückten Schafstransporter.
Durch den Kontakt mit der Natur, den Landschaften und ihren Bewohnern wollen wir die Menschen dazu anregen, über die komplexen sozialen und wirtschaftlichen Konflikte nachzudenken, die die Lebenswelt des Mapuche-Tehuelche Volks (Mapuche - Gününa Këna) bis heute prägen. Es gibt keine Zukunft in der Architektur ohne eine versöhnliche Aufarbeitung der Konflikte zwischen Völkern.
Matthias Müller Klug und Alessio de Gottardi
in Zusammenarbeit mit Campo Abierto
longlisted dezeen awards 2020
selection Milano Design Film Festival 2021